Dominik kardinál Duka OP 
emeritní arcibiskup pražský

Homilie von Dominik Kardinal Duka den Bamberg

Homilie von Dominik Kardinal Duka den Bamberg
15. Mai 2017
Predigten

 

Der Hl. Johannes Nepomuk, oft als Brückenheiliger genannt, ist eine Gestalt, die tatsächlich überbrückt und verbindet. Er verbindet auch unsere Nationen, väterlicherseits ist er ein Sohn der deutschen Nation, mütterlicherseits ist er ein Tscheche. Im Gedächtnis unserer Nation ist er vor allem unter dem Namen „Doktor Hänschen von Pomuk“ eingeprägt, was bedeutet, dass er kleinwüchsig war. Die Geschichtsschreiber würden vielleicht sagen, dass er zu seiner Lebzeiten eher zu denen gehörte, die sorgfältig sind. Auf diese Weise hat er auch sein Amt ausgeübt. Wir wissen jedoch, dass sein Ruf unter den Volksschichten eher auf sein Mitmenschgefühl stützte. Wo es ging, half er auf zweierlei Art und Weise – nicht nur mit einem Almosen, sondern auch mit einem Rechtsratschlag oder direkt mit der faktischen Rechtsausübung.

 

            Der Brückenheilige ruft jedoch eher die Worte des Evangeliums hervor, die von einem Mann sprechen, der fähig ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen, dessen Glauben so fest ist, dass er nicht gleich nachgibt. Sondern ganz im Gegenteil ist er imstande, die gegebene Sache bis auf ihr äußerstes Ende zu hegen, wenn er für sie mit seinem eigenen Leben bezahlen muss. Er steht fest auf der Brücke als Wahrzeichen der Grausamkeitsüberwindung, da er von der sich im Bau befindenden Karlsbrücke sofort nach der grausamen Tortur unter der Anwesenheit vom König Wenzel IV. in die Moldau hinuntergestürzt wurde. Diese Tat widersprach der Aufgabe der Brücke. Er wurde zu dem, der für den Zusammenstoß, der in Manchem den Konfrontationen mit der gegenwärtigen politischen Elite ähnelt, zwischen dem Herrscher und dem Erzbischof Johann von Jenstein als dem Vertreter  der nachhallenden geistigen Blüte des Zeitalters Karl IV. Wir sprechen oft vom Hl. Johannes Nepomuk  als vom Märtyrer des Beichtgeheimnisses, was jedoch eher zeitbedingt durch seinen Beatifikationsprozess ist. Zu der Zeit erschien nämlich auf dem Horizont auch die Gestalt des Hl. Johannes Sarkander, des barocken Heiligen aus der Epoche des Dreißigjährigen Krieges und des tatsächlichen Schutzheiligen vom Beichtgeheimnis. Im Falle des Hl. Johannes Nepomuk und der Königin Sophie handelte sich vielmehr um die Frage der geplanten Scheidung seitens des Königs, dem es um eine neue Ehe ging, und zwar mit der Prinzessin von Aragon. Und es handelte sich keinesfalls um Liebe, sondern nur ums Geld für die leere Königskasse. Die Frage der Ehe, der Frauen und ihrer Rechtsstellung spielte eine große Rolle in der Rechtsreform, zu deren Mitgestaltern auch der Hl. Johannes Nepomuk gehörte. In der Reform ging es um das neue Erbrecht für Frauen und Witwen, das in Kontradiktion zum alten slawischen Gewohnheitsrecht stand, nach dem das ganze Eigentum dem König zukommen würde. Die Durchsetzung von dieser Reform ärgerte den König mehr als das Verhindern der Wahl seines Günstlings zum neuen Abt von Kladrau, denn der König rechnete damit, dass der Abt später zum Bischof von Pilsen wird. Dies ist auch der Grund dafür, warum sich das Bistum Pilsen zum Hl. Johannes Nepomuk, der aus dem unweit von Pilsen gelegenem Nepomuk stammt, meldet.

 

Ebenfalls das barocke Bild vom Hl. Johannes Nepomuk  erinnert mehr an den Hl. Johannes Sarkander, ähnlich wie das bärtige Gesicht vom Meister Johannes Hus verschmilzt mit dem Aussehen von dem Schutzheiligen des Beichtgeheimnisses. In der Zeit nach der Rebellion gegen die Königin Maria Theresia wurde als Strafe die Königskanzlei aus Prag nach Wien versetzt und die Prager Burg wurde zur Militärkaserne. Die Beliebtheit des Johannesfestes unter dem Volk ersetzte faktisch den Hl. Wenzel und der Hl. Johannes Nepomuk stand seit der Zeit an der Stirn des Pantheons der böhmischen Heiligen. In der Zeit der Germanisierung, die durch die Reformen des Kaisers Josef II. verursacht wurde, waren die Johannesfeste der Motor der Bemühungen der führenden Persönlichkeiten der nationalen Wiedergeburt und sie trugen so zur Rettung der tschechischen Sprache bei. Das ist auch der Grund der Beliebtheit der Johannesreliquien. Einerseits tritt in den Vordergrund Johannes´ Schweigen bei der Folterung, und andererseits bekommt dieses Symbol einen neuen, nationalen Inhalt, der dann später auch in der national gefärbten Literatur verarbeitet wurde. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts, der für die kräftigere Gestalt des tschechischen Nationalismus den Johannes Hus hielt, bemühte sich um die vollkommene Unterdrückung des Kults vom Hl. Johannes Nepomuk und wurde auf diese Weise zum Bestandteil des Ikonoklasmus, der durch das Herunterreißen der Mariensäule auf dem Prager Altstädter Ring hervorgerufen wurde. Die Mariensäule wurde nämlich als Siegessymbol der Habsburgischen Monarchie über die böhmischen Stände in der Schlacht auf dem Weißen Berg verstanden, was aber vielmehr eine ideologische Propaganda, als die wahre Tatsache, ist.

 

Die Schönheit des kaiserlichen Bambergs und die Johannesfeier stellen die Brücke dar, die auch heute nicht nur unsere Städte verbinden, sondern auch unsere Nationen und vereinigen uns im Glauben, der solche Gestalten zur Welt brachte, wie der Hl. Johannes Nepomuk war, oder besser gesagt ist. Der Hl. Johannes Nepomuk: ein charaktervoller, gebildeter, sozial fühlender und tapferer Mann, der nicht nur zu seinen Lebzeiten, aber auch nach seinem Heimgang tatkräftig bleibt und die Herausforderung für unsere verworrenen Zeiten ist, in denen oft Charaktere brechen und die Resignation über die Treue gewinnt. Die Wortinflation kann keine feste von dem Schweigen ausgedrückte Charakterstellung ersetzten. Er ist unser Schutzheiliger, der unsere Länder verbindet.

+Dominik kardinal Duka